Hochsensibel als Schutz
Ich könnte mir vorstellen, dass mich nicht jeder als emotional bezeichnen würde. Dies liegt daran, dass ich meine Emotionen nur bei sehr vertrauen Menschen zeigen kann. Das ist denke ich bei fast jedem Menschen so, ob hochsensibel oder nicht. Aber ich habe es mir in den letzten 20 Jahren sehr gut angeeignet, meine Emotionen zu unterdrücken und habe mir einen richtig schönen Panzer zugelegt. So wird es sehr vielen feinfühligen Menschen gehen. Schon recht früh erhielt ich von Menschen sehr kränkende Reaktionen auf meine Emotionalität. Dass ich viel zu empfindlich bin, viel zu zickig, zu dünnhäutig, zu schnell gekränkt, zu traurig, zu mutlos, zu ängstlich und zu still. Wie ich bereits unter dem Menüpunkt „Was ist Hochsensibilität?“ erwähnt habe, bin ich als sehr sensibles Kind auf die Welt gekommen, dies wurde aber von meinen Eltern und Umfeld nicht erkannt und nicht berücksichtigt.

Elaine Aaron fand heraus, dass Hochsensibilität oft vererbt wird. Man ist sich heutzutage einig, dass aber auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Mehr dazu findet ihr auf der sehr informativen Website Sensitivityresearch.com, eine von Forschern betriebene Website. Ich bin sehr verletzlich, zeige dies aber oft nicht. Einige Dinge in meiner Kindheit waren „Gift“ für meine Verletzlichkeit und Sensibilität und haben diese mit Füßen getreten. Deshalb hat sich meine Hochsensibilität auch zu einer Art Schutzmechanismus entwickelt oder gesteigert. Man geht sozusagen in einen Überlebensmodus und fühlt sich permanent auf der Flucht. Dort bleiben viele Hochsensible über Jahre hinweg, oft ohne es zu wissen. Ein langer Leidensweg liegt meistens hinter ihnen. Die Herausforderung jeden Tag besteht darin, sich zu schützen, indem man auf sich und seine innere Stimme hört und Grenzen setzt.
Auf der Website „Sonne in mir“ habe ich Schutzmechanismen von Hochsensiblen gefunden:
- Kontrollzwang
- Perfektionismus
- Bindungsangst
- Harmoniesucht und Regression.
Erkennt ihr euch in diesen Mechanismen wieder? Ich auf jeden Fall.
Vieles von früher macht heute Sinn
Ich erinnere mich gut, dass ich während meines sechsmonatigen Aufenthaltes in Australien total überwältigt und sogar auch ein bisschen überfordert war von dieser neuen Lebenssituation, Umgebung, Kultur, Sprache und Menschen, dies aber erstmal gar nicht für mich eingestehen wollte. Ich hatte zwischendurch immer das Bedürfnis, alleine zu sein. Eines Abends wollte meine Freundin, mit der ich dort zusammenwohnte, mit ein paar Leuten ausgehen. Ich wollte aber nicht mit. Mir war nach Musik hören und meine Ruhe haben, auch weil ich viel zu verarbeiten hatte. Sie konnte es nicht verstehen und reagierte sauer. Ich kann ihr auch keinen großen Vorwurf machen. Zurückblickend betrachtet versteht diese Freundin nun, wieso ich früher oder speziell in Sydney so war und es macht nun alles Sinn. Ich wusste damals ja noch nicht von meiner Hochsensibilität und habe mich deswegen so oft anders und komisch gefühlt.
- Hochsensible Menschen empfinden eine Menge Empathie und Intuition. Erfahre hier mehr dazu.