Schmerzen und psychosomatische Beschwerden
Die häufigsten Schmerzen und psychosomatischen Beschwerden (also Beschwerden, die keine körperliche oder „organische“ Ursache haben) bei Hochsensiblen entstehen durch Stress, Hektik und Anspannung: Kopf-, Rücken-, Nacken-, Magen- oder Darmschmerzen sind die Folge. Sylvia Harke spricht ihrem Buch „Hochsensibel, Was tun?“ Untersuchungen zum Cortisolspiegel bei Hochsensiblen an, die ergeben haben, dass das Hormon Cortisol bei Hochsensiblen dauerhaft erhöht ist und selbst in Erholungspausen nur langsam sinkt. Wenn der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht ist, kann dies z.B. zu einer höheren Infektanfälligkeit führen, das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen und die Entwicklung von Schlafstörungen, Depressionen und sogar Burn-Out begünstigen.

Schmerzen dreimal so stark wie bei „anderen„
Ich bin super schmerzempfindlich und ab einem gewissen Grad von Schmerzen, der in meinen Augen nicht sehr hoch ist, bricht mein Kreislauf zusammen. Mein Sohn hat mir schon öfters mal, aus Versehen natürlich, eine Kopfnuss verpasst und das tat so unfassbar weh. Der Schmerz ist einfach gefühlt dreimal so stark wie bei anderen. Genau das ist so schwierig, anderen begreifbar zu machen. Vor allem Ärzten*. Als ich noch nicht wusste, dass ich hochsensibel bin, wurde ich so oft von Ärzten nicht richtig ernst genommen und ich habe es dann so hingekommen. Wenn die Diagnose oder Bild eines MRT zeigt, dass es ja nicht so schlimm ist, besteht kein Grund zur Sorge oder Therapie. Dass ich aber trotzdem starke Schmerzen habe, ist dann nicht wirklich relevant für Ärzte. Aus diesem Grund gehe ich gar nicht mehr gerne zum Arzt und halte lieber aus. Aushalten, es mir schwer machen und alleine schaffen wollen, das kann ich zu gut. Wer kennt es auch?
„Ich habe doch keinen Sport gemacht, wieso tut es so weh?“
„Warum fühle ich mich immer so erschöpft?“
„Warum bin ich so unruhig und niedergeschlagen, wo doch gar nichts vorgefallen ist?“
Diese Fragen stellte ich mir sehr lange. Bei mir wurde dann vor acht Jahren das Fibromyalgiesyndrom (FS) diagnostiziert. Dies ist ist eine häufig auftretende chronische Schmerzerkrankung. Für alle, denen dieses Syndrom nichts sagt, kann sich mehr Infos von der Website der Deutschen Rheumaliga einholen. Ich habe diesbezüglich ähnliche Erfahrungen bzw. einen ähnlichen Leidensweg hinter mir wie bei der Hochsensibilität, denn auch hier verstand ich jahrelang nicht was mit mir und meinem Körper los war. Ständig hatte ich undefinierbare Schmerzen, sie fühlen sich an wie Nerven- oder Muskelschmerzen. Obwohl ich regelmäßig Sport mache, sind meine Gelenke vor allem morgens so steif und ich fühle mich wie 80 Jahre alt. Berührungen (vor allem an den sog. Tender-Points) und Massieren an bestimmten Stellen tut höllisch weh. Morgens wacht man schon zerschlagen auf und fühlt sich einfach nie erholt. Die Ursachen vom FS sind relativ unbekannt.
Schmerzen als Symptom von Überreizung
Natürlich soll man Stress vermeiden, sich erholen, bestimmte Sportarten sind hilfreich, Wärme hilft immer. Eine Überreizung der Nerven bzw. Sinne ist auch ein Symptom vom FS, ebenso Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Vielleicht ist die Hochsensibilität bei mir ein Teil der Fibromyalgie. Es ist auch nicht verwunderlich, dass durch den Stress und die Anspannung, den hochempfindsame Menschen täglich haben, ein Fibromyalgiesyndrom entstehen kann. Ich habe keine Daten dazu gefunden, wie viele Hochsensible auch an Fibromyalgie leiden und umgekehrt. Leider wird bezüglich Hochsensibilität sowie dem Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Fibromyalgie (noch) zu wenig geforscht. Dies wird sich aber in den nächsten Jahren ändern.
Woher kommt der Schmerz?
Dazu kommt, dass ich auch noch ein Lipödem Stadium I habe. Diese krankhafte Fettverteilungsstörung verursacht phasenweise Schmerzen in den Beinen. Die Schmerzen fühlen sich eher an wie Nadelstiche und so als ob ich ganz viel Wasser in den Oberschenkeln habe, welches meine Beine schwer macht. Darüber spreche ich gar nicht, da ich mich dafür schäme, auch wenn ich nichts dafür kann! Vielleicht auch, weil andere viel viel schlimmere Symptome haben und ich mir meine dann „klein rede“. Folglich ist es für mich daher oftmals unmöglich, zu erkennen, woher meine Schmerzen gerade kommen. Ich habe meinen Körper aber schon gut kennengelernt und kann durchaus auch differenzieren. Oft ist es einfach ein Zusammenspiel aus Hochsensibilität, Fibromyalgie und Lipödem.
* alle Geschlechter sind gemeint
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